Thilo Bode (Manager)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Thilo Bode, 2016

Thilo Bode (* 14. Januar 1947 in Eching am Ammersee) ist Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und war bis zu seinem Ausscheiden Ende 2021 deren Internationaler Direktor. Zuvor war er für zwölf Jahre Geschäftsführer bei Greenpeace.

Bode ist der Sohn des Journalisten Thilo Bode und einer Buchhändlerin. Nach seinem Abitur 1966 am Karlsgymnasium München-Pasing gründete er den Juso-Ortsverein Herrsching am Ammersee und war Juso-Vorsitzender im Landkreis Starnberg. An den Universitäten München und Regensburg studierte er zunächst Soziologie, wechselte dann zu Volkswirtschaft. Nach seinem Abschluss als Diplom-Volkswirt 1972 erhielt er ein Promotionsstipendium und wurde 1975 mit einer Dissertation über Direktinvestitionen zum Dr. rer. pol. promoviert. Anschließend arbeitete er für Lahmeyer International in Frankfurt, für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Frankfurt und als Vorstandsassistent bei einem mittelständischen Metallkonzern in Düsseldorf.

Von 1989 bis 1995 war er Geschäftsführer des deutschen Zweigs der Umweltorganisation Greenpeace;[1] vor seinem Eintritt bei Greenpeace trat er bei der SPD aus.[2] Von 1995 bis 2001 war er Geschäftsführer bei Greenpeace International. 1995, kurz nach seiner Übernahme des Postens Geschäftsführer Greenpeace International, wurde Bode – im Rahmen einer Protestaktion mit fünf weiteren Greenpeace-Mitgliedern – gegen chinesische Atomwaffentests, auf dem Tiananmen-Platz in Peking festgenommen, verhört und einen Tag später nach Hongkong ausgewiesen.[3][4] Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel notierte damals „Seit seiner Verhaftung beim Protest gegen chinesische Kernwaffenversuche in Peking ist der Nobody zum Darling der Medien geworden.“[5]

2002 gründete er die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch e. V. und leitete sie als Geschäftsführer. Im April 2017 gab er die Geschäftsführung von foodwatch Deutschland an Martin Rücker ab und fungierte danach als Direktor von Foodwatch International.[6] Ende 2021 zog er sich aus der Organisation zurück.[7][8]

Bode ist Autor mehrerer Sachbücher. Außerdem veröffentlichte er regelmäßig politikwissenschaftliche Beiträge, etwa in den Blättern für deutsche und internationale Politik.[9]

Bode war im Februar 2023 einer von 69 Erstunterzeichnern der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer gestarteten Online-Petition Manifest für Frieden.[10]

Ilse Aigner (CSU), Bundeslandwirtschaftsministerin im Kabinett Merkel II, warf Thilo Bode und den Kampagnen von Foodwatch im Jahr 2010 vor, von „Skandalisierung“ zu leben: Dies sei „sein Geschäftsmodell, um möglichst viele Mitglieder und Spendengelder zu gewinnen.“ Sie halte „Kampagnen, die ein Klima der Verunsicherung schüren, für bedenklich“.[12]

  • Die Demokratie verrät ihre Kinder. Ex-Greenpeace-Chef fordert die Mächtigen heraus. DVA, Stuttgart/München 2003, ISBN 3-421-05679-X.
  • Abgespeist: Wie wir beim Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-10-004307-3.
  • Die Essensfälscher: Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen. S. Fischer, Frankfurt am Main 2010, ISBN 3-10-004308-1.
  • Die Freihandelslüge: Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet. DVA, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-421-04679-6.
  • Die Diktatur der Konzerne: Wie globale Unternehmen uns schaden und die Demokratie zerstören. S. Fischer, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-10-397362-4.
  • Der Supermarkt-Kompass: Informiert einkaufen, was wir essen. S. Fischer, Frankfurt am Main 2023, ISBN 978-3-10-397160-6.
Commons: Thilo Bode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jürgen Neffe: „Ich kann ohne Wale leben“. Spiegel Online. In: Der Spiegel 38/1995. 18. September 1995, abgerufen am 13. September 2018.
  2. Thilo Bode über die "Diktatur der Konzerne" - Jung & Naiv: Folge 376, Timcode ab Minute 46:24. Abgerufen am 8. Oktober 2023 (deutsch).
  3. Sheila Tefft: Dem Drachen in die Suppe gespuckt. In: Die Tageszeitung: taz. 16. August 1995, ISSN 0931-9085, S. 3 (taz.de [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  4. Reiner Metzger: „Die waren giftig, aber korrekt“. In: Die Tageszeitung: taz. 17. August 1995, ISSN 0931-9085, S. 1 (taz.de [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  5. Thilo Bode. In: Der Spiegel. 17. September 1995, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  6. Führungswechsel bei foodwatch in Deutschland: Martin Rücker tritt Nachfolge von Thilo Bode als Geschäftsführer an – Aufbau einer europäischen Verbraucherorganisation als Ziel. Abgerufen am 8. Oktober 2023.
  7. Martin Hesse und Nils Klawitter: Foodwatch-Chef Thilo Bode: »Ich habe da überhaupt keine Hoffnung, schon gar nicht bei den Grünen«, Der Spiegel 48/2021 vom 26. November 2021: „Er war Geschäftsführer von Greenpeace, gründete später Foodwatch: Nun tritt Thilo Bode ab.“
  8. Führungswechsel bei foodwatch International: Jörg Rohwedder tritt Nachfolge von Gründer Thilo Bode an, foodwatch.org, 1. Dezember 2021: „Jörg Rohwedder ist neuer Geschäftsführer von foodwatch International. Er tritt die Nachfolge von Gründer Thilo Bode an, der sich nach fast 20 Jahren an der Spitze der Verbraucherorganisation zum Jahresende zurückzieht.“
  9. Beiträge von Thilo Bode, Blätter für deutsche und internationale Politik
  10. Change.org: Manifest für Frieden (Memento vom 24. Februar 2023 im Internet Archive)
  11. Social Entrepreneur des Jahres – Deutschland 2011. In: Schwab Foundation for Social Entrepreneurship. Archiviert vom Original am 26. Juni 2012; abgerufen am 29. Mai 2012.
  12. Lebensmittel: Aigner kritisiert Konzerne, Spekulanten und Verbraucherorganisation - WirtschaftsWoche. 8. November 2010, archiviert vom Original am 8. November 2010; abgerufen am 8. Oktober 2023.